Zuletzt aktualisiert am Januar 29, 2023 by Ishaan
Imagewandel: Von der Kifferdroge zur hochwirksamen Schulmedizin – Cannabis besitzt die Kraft, Schmerzen zu lindern, gibt Millionen chronisch Kranken neue Zuversicht. Schon bei über 50 Krankheiten hilf es.
Kiffende Jugendliche, zugedröhnte Hippies – das verbinden viele mit Cannabis.
Aber seit gut zwei Jahren gibt es bei uns die Droge als Therapie auf Rezept. Ganz legal, wenn gewisse medizinische Gründe wie z. B. starke chronische Schmerzen vorliegen. Die Behandlung mit der Hanf-Medizin ist erfolgreich, sie boomt: Im vergangenen Jahr haben die Apotheken allein 44 000 Einheiten Cannabis-Blüten an Patienten ausgegeben. So viel, dass inzwischen Liefer-Engpässe in den Anbauländern Kanada und den Niederlanden bestehen.
Zunehmend behandeln Ärzte ihre Patientinnen und Patienten auch mit bislang nur illegal erhältlichen Stoffen wie der Party-Droge Ecstasy oder dem Rauschmittel LSD.
WIE GENAU WIRKT CANNABIS?
„Seine Wirkstoffe wie Tetrahydrocannabinol (THC) oder Cannabidiol (CBD) docken an die beiden Cannabis- Rezeptoren CB1 und CB2 an. Sie befinden sich überwiegend im zentralen Nervensystem oder auf Immunzellen. THC beeinflusst Wahrnehmung, Konzentration, Schmerzempfinden. CBD wirkt krampf- und angstlösend“, sagt der Berliner Palliativmediziner Prof. Winfried Hardinghaus.
Wann darf Cannabis als Medizin verschrieben werden?
„Bei Schwerkranken. Eine Erkrankung gilt dann als schwerwiegend, wenn sie lebensbedrohlich oder so gravierend ist, dass die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigt wird“, erklärt Prof. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel. Verordnet wird Cannabis z. B. bei Krebs, Alzheimer, chronischen Schmerzen, Fibromyalgie, MS, Übelkeit, z. B. bei Chemotherapie, chronischen Darmentzündungen, Tourete-Syndrom.
WO BEKOMME ICH EIN REZEPT?
Grundsätzlich darf jeder Arzt, jede Ärztin Cannabis verordnen. Prof. Hardinghaus: „Vorher muss ein Antrag beim Medizinischen Dienst der Krankenkasse des Patienten gestellt werden.
Nach der Bewilligung kann ein Betäubungsmittelrezept ausgestellt werden.“ Nicht erlaubt sind Verordnungen von Zahn- oder Tierärzten.
Wie sieht die rechtliche Lage aus?
Cannabis bleibt eine illegale Droge. Ärztlich verordnete Cannabisblüten dürfen problemlos in der Öffentlichkeit geraucht werden. Bei Cannabis am Steuer bleiben Patienten straffrei wie bei anderen Medikamenten. Verhalten sie sich jedoch auffällig oder berauscht und übersteigt der THC-Gehalt im Blut den Grenzwert von 1 Nanogramm je ml Blutserum, müssen sie wie Alkoholsünder mit Geld oder Freiheitsstrafe rechnen.
MACHT ER MICH HIGH, FAHRUNTÜCHTIG?
„Damit ist nicht zu rechnen, wenn sich der Patient oder die Patientin an die medizinisch verordnete Dosis und die vom Arzt vorgeschlagene Darreichungsform hält“, so Prof. Hartmut Göbel. „Ausreichend verlässliche wissenschaftliche Informationen zu dieser Frage liegen allerdings bislang nicht vor. Besonders zu Beginn der Therapie, wenn noch die richtige Dosierung gesucht wird, rate ich aber von einer Teilnahme am Straßenverkehr ab.“
ZAHLEN DIE KRANKENKASSEN IMMER – UND WIE VIEL?
Rund 65 Prozent der Anträge werden genehmigt. Und die Kassen übernehmen für rezeptpflichtige Arzneien die Kosten von ca. 540 Euro pro Monat.
Abgelehnt werden vor allem Anträge, bei denen die medizinische Begründung für den Einsatz von Cannabis fehlt. Hier kann in einem neuen Antrag nachgebessert werden.Wenig Chancen haben auch Anträge, bei denen keine ernste Krankheit vorliegt.
Was ist….?
CANNABIS
Das lateinische Wort für „Hanf“ wird umfassend für die Pflanze selbst und ihre THChaltigen Produkte benutzt.
HANF
Die einjährige, krautige Pflanze ist eines der ältesten Nutzgewächse der Welt – für Seile, Speiseöl, als Arzneimittel.
HASCHISCH
Das Harz wird aus den Blüten und Blättern extrahiert, in Platten gepresst. Die Farbe schwankt von hellgrau bis mattschwarz. Haschisch wirkt stärker als Marihuana.
MARIHUANA
Es wird aus den Drüsenhaaren der weiblichen Blüten gewonnen, enthält hohe Konzentrationen von THC oder CBD.
Auch Gras genannt, weil es grün bis bräunlich ist.
"Kann Cannabis Krebs heilen?" Cannabis und Krebs: Realität oder Quacksalberei? Unter den alternativen Krebsbehandlungen nimmt Cannabis eine eigentümlich politisierte Position ein: von den einen als unterdrücktes Allheilmittel gepriesen, von den anderen als gefährliche Droge angeprangert. Am anderen Ende des Spektrums stehen diejenigen, die darauf bestehen, dass Cannabis ihren Krebs geheilt hat. Die Verheißungen und sogar der Hype können hysterische Ausmaße annehmen, wobei Behauptungen über Cannabiskrebsheilungen in rasantem Tempo im Cyberspace kursieren.
Das Problem ist, dass ein Patient manchmal einen Krebs hat, der mit konventionellen Therapien heilbar ist, so dass man ihn herausschneiden könnte, bevor er sich ausbreitet, aber er verzichtet auf diese Behandlung zugunsten von etwas, das gerade gute Online-Zeugnisse bekommen hat.
Ja, Cannabisverbindungen wie THC können das Volumen von Gehirntumoren bei Mäusen verringern oder das Wachstum von Krebszellen in einer Petrischale unterdrücken. Aber es stellt sich heraus, dass Mäuse und Ratten keine Menschen sind, und was in vitro beobachtet wird, lässt sich nicht unbedingt auf die klinische Humanmedizin übertragen. Warum sollte man es nicht einfach ausprobieren? Weil es andere Hinweise darauf gibt, dass Cannabisverbindungen das Krebswachstum fördern können.
So hemmt THC die Immunabwehr gegen Krebs oder induziert die Vermehrung von Krebszellen und fördert das Wachstum und die Metastasierung von Brustkrebs durch Unterdrückung der Immunantwort gegen den Tumor. Ja, aber in Brusttumoren von Mäusen. Man weiß nicht, was bei Menschen passiert, bis...
man es ausprobiert. Aber aus rechtlichen Gründen wurden bisher nur wenige Studien am Menschen durchgeführt. Aber zum Glück beginnt nach Jahren des Stillstands in der Cannabisforschung, bei der Finanzierung und bei den Materialien ein Tauwetter. Aber wo soll man überhaupt anfangen? Nun, wenn Cannabisverbindungen, den Cannabinoiden, eine potenzielle krebshemmende Wirkung zugeschrieben wird, die über die Cannabinoidrezeptoren wirkt, wäre es naheliegend, sie bei Krebserkrankungen des Gehirns auszuprobieren, wo die Rezeptoren am dichtesten konzentriert sind.
OK, eine der verheerendsten Krebsarten ist das Glioblastom, ein schnell wachsender bösartiger Hirntumor.
Und das ist die erste Krebsart, die auf den Prüfstand gestellt wurde. Cannabispräparate hemmen manchmal das Tumorwachstum bei Labortieren, aber die tumorhemmende Wirkung wurde noch nie am Menschen getestet. Es handelt sich also um die erste klinische Studie zu Krebs: eine Pilotstudie, an der neun Patienten mit rezidivierendem Glioblastom teilnahmen, d. h. der Tumor wurde herausgeschnitten, sie wurden bestrahlt, aber der Krebs ist wieder da und wächst weiter. Dann wurde das THC direkt in den Tumor verabreicht.
Sie wurden erneut operiert, in der Mitte ihres Tumors wurde eine Schaufel herausgeschnitten, und in die Mitte wurde ein Katheter gesteckt, dessen anderes Ende aus dem Kopf ragte, so dass das THC mit einer Spritze direkt in den Tumor getropft werden konnte. THC wurde bereits an Biopsieproben getestet und zeigte, dass es in der Lage war, einige der Krebszellen in einer Petrischale abzutöten. Was geschah aber, als man es an den Patienten selbst ausprobierte? Die Patienten starben alle innerhalb weniger Monate. Bei einigen wenigen Patienten schien es einige Wochen lang zu wirken, aber dann bildete sich der Tumor trotz wiederholter Behandlungen zurück.
Dies scheint das dramatischste Ergebnis zu sein. Hier war der Tumor schon vor der Behandlung vorhanden, und nach vier Wochen war er dramatisch geschrumpft. Ein 35-jähriger Mann. Oh, die ganze Familie muss außer sich gewesen sein. Aber dann kam der Tumor mit aller Macht zurück, und trotz weiterer Infusionen verschlimmerte er sich, und dann war er weg.
Da es keine Kontrollgruppe gab, ist die Wirkung der Behandlung auf das Gesamtüberleben unklar. Dies war sowohl die erste klinische Studie zu Krebs als auch die einzige klinische Studie zu Krebs, auch wenn sie vor über zehn Jahren veröffentlicht wurde. Die gute Nachricht ist jedoch, dass derzeit mehr als 15 Studien durchgeführt werden. Die vielleicht aufregendste davon ist eine Phase-2-Studie in Israel, die sich ebenfalls mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen befasst, die trotz aller Standardbehandlungen fortschreiten. Wenn Sie sich in der Zwischenzeit einer Standardbehandlung wie Chemotherapie unterziehen, wissen wir zumindest, dass Cannabis bei einigen der Nebenwirkungen helfen kann.